Wie schaffe ich es, dass mein E-Bass richtig fett klingt? - ein Ratgeber

Emanuel Pilzweger
Emanuel Pilzweger

http://www.taste-it-live.de

Hallo, Ich bin Emanuel Pilzweger, ich spiele seit 15 Jahren E-Bass und seit ein paar Jahren Kontrabass. Das Bassspielen habe ich mir selbst beigebracht, was Vor- und Nachteile hat. Für mich persönlich finde ich als Vorteil, dass dadurch, dass ich nicht nach Noten, sondern hauptsächlich nach Gehör und Chords, spiele, ich viel intensiver auf den Sound achte. Allerdings ist das eben auch der Nachtteil, dass ich nicht nach Noten auf Notenblättern spielen kann. Für meine Musik- bzw. Bandprojekte ist das aber bisher selten bis nie ein Problem gewesen. Hauptsächlich zu hören bin ich bei der Unplugged-Band Taste It! und der Rock'n'Roll/ Rockabilly Band Ginger and the Ales, aber auch als Aushilfe bei diversen anderen Bands.

Ein guter Bass ist das Fundament jeder Musik. Der Bass muss rhythmisch und tonal stimmen und der Song klingt gut. Unser Experte gibt im Interview einige Tipps, wie er jeden Song durch ein solides Bass-Fundament zum Highlight werden lässt.

Zum E-Bass bin ich vor allem gekommen, da zu der Zeit, in der ich begonnen habe zu spielen, mein Vater Bassist war. Was auch dazugekommen ist, war, dass in den meisten Bands nach Bassisten gesucht wird, da es viel mehr Gitarristen gibt. Das waren aber nur die Gründe zur Anfangszeit. Später kam hinzu, dass ich festgestellt habe, dass der E-Bass in Verbindung mit den Drums, der ist, der die Menschen in Bewegung versetzt, sprich die Freude an der Musik vermittelt, ohne, dass es den meisten Menschen konkret auffällt. Auch der Klang des Instruments fasziniert mich bis heute. Man kann von einem sehr tiefen Ton, den man im Magen spürt, bis hin zu sehr hohen Tönen, die aufgrund der Saitenstärke aber nie penetrant sind, was eine unglaubliche Fülle an Möglichkeiten gibt, um immer den richtigen Ton anzugeben.

Das Instrument und das jeweilige Amping sind die Grundlage für den gewünschten Sound. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es dabei nicht. Es gibt zwar sehr viele Kombinationen, mit denen man ein sehr großes Spektrum abdecken kann, aber man sollte sich schon im Vorhinein im Klaren sein wo die (Sound-)Reise hingehen soll. Möchte ich einen modernen HiFi-Sound, dann sind meistens aktive Bässe und ein Transistoramp das Mittel der Wahl. Möchte man einen warmen Motown-Sound, dann wird sehr oft auf einen Fender Jazz-Bass bzw. einen der vielen Nachbauten in Verbindung mit einem Röhrenamp bzw. Hybridamp gesetzt. Das ist natürlich nur eine zugespitzte Verallgemeinerung, aber es soll nur aufzeigen, dass die Wahl des Instruments und des Amps eine sehr große Auswirkung auf den Sound haben. Wenn man noch gar nicht weiß, welchen Sound man bevorzugt, hilft meist nur eins: einfach ausprobieren! Das ist aber auch oft der Fall, wenn man schon eigentlich weiß, wo man hinwill, weil man dabei oft auf neue Sounds stößt, die man zuvor gar nicht in Betracht gezogen hat. Was man außerdem nicht außer Acht lassen sollte: Brauche ich überhaupt einen Amp? Oder gefällt mir der Sound des Instruments von Haus aus schon so wie er ist? Kann ich zu Hause überhaupt mit Verstärker proben oder nur mit Kopfhörer? Spielt die Band mit In-Ear-Monitoring, was vielleicht einen Amp überflüssig macht und man vielleicht besser zu einem Preamp greift? Muss es wirklich der 8x10er Turm sein, obwohl ich nur Gigs vor 50 oder 100 Leuten spiele? Denn auch das sind Faktoren, die man nicht außer Acht lassen darf, denn es kommt nicht nur auf den Sound an, den man selbst bevorzugt, sondern sehr wichtig ist auch, dass der Sound banddienlich ist. Der Bass soll sich ja in das Bandgefüge einfügen und nicht dagegen arbeiten. Alleine die Wahl des Holzes für jeden individuellen Teil des Instruments ist schon sehr maßgeblich. Ebenfalls wichtig ist die Wahl der Saiten. Mit Stahlsaiten kann man den Klang nochmal stark aufhellen, ist der Sound vllt. zu hell, kann man dem mit Nickelsaiten entgegenwirken, und dazwischen drin ist alles möglich. Ebenso verhält es sich mit dem Verstärker. Jede Marke hat meist ihren eigenen Sound. Ein Ampeg SVT Vollröhrenamp wird nie nach einem Glockenklang klingen und andersrum. Auch sollten in den meisten Fällen die EQ-Einstellungen nicht zu gravierend sein müssen, damit einem der Klang gefällt, weil das meist im gesamten Mix mehr zerstört als es bringt. Auch andere Extremstellungen wie Bass auf 5-Uhr-Stellung können in manchen Genres von nutzen sein, sind meist aber eher problematisch. Soll sich der Bass mehr "gefühlt" durchsetzen, so kann eine leichte Anhebung der Tiefmitten hilfreich sein. Soll er sich mehr "Gehör" verschaffen, ist meist ein kleines Plus an Höhen und/ oder hohen Mitten sehr hilfreich. Alles am besten aber immer schön dosiert und nicht übertrieben. Man kann also abschließend sagen, dass man sich vllt. vorab Gedanken machen sollte, aber auch austesten und den kompetenten Verkäufer vor Ort um Rat fragen, ist immer eine gute Idee.

Ja, ich setze auf der Bühne Effekte ein. Früher habe ich ein Boss GT10B benutzt, welches jetzt nur noch beim Braustehlen zum Einsatz kommt. Mittlerweile benutze ich fast ausschließlich analoge Effekte, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass digitale Effekte ohne echten Bypass den Grundsound zu sehr verändern und eher dazu neigen, auch im ausgeschalteten Zustand den Sound zu "zermatschen". Derzeit habe ich ein WahWah von Morley im Einsatz, ein EBS Billy Sheehan Drive, ein Markbass Super Synth und zwei Boss GEB-7 Bass Equalizer als Booster, eine für den Synth, damit ich die tiefen Frequenzen ein bisschen boosten kann, den andern als Booster für den normalen Bass Sound, um ihn beispielsweise in Solopassagen in den Mitten leicht etwas anzuheben für mehr Präsenz ohne große Laustärkenerhöhung. Hier gilt das alte Prinzip: Weniger ist oftmals mehr. Zu viele Effekte hintereinander bzw. nebeneinander können für sich genommen vllt. recht interessant klingen, im Bandkontext oftmals aber mehr Probleme schaffen als lösen. Auch mit Kompressoren ist sehr vorsichtig umzugehen, denn wer sich nicht auskennt damit, kann sehr leicht die ganze Dynamik des Basses zerstören.

Wie bei der vorletzten Frage bereits gesagt gibt es leider keine eierlegende Wollmilchsau. Auch die Frage aktiv oder passiv oder auch vier oder 5 oder gar noch mehr Saiten ist sehr stark vom Bassisten abhängig. Ich persönlich bevorzuge 5-Saiter mit aktiver Elektronik, da diese meistens auch deaktiviert werden kann und somit auch passive Sounds möglich sind und man eine große Spannweite an Sounds abdecken kann. Für jemanden, der z.B. Punk spielt wird das allerdings wenig von Interesse sein. Hier ist es meist wichtig, Hauptsache voll auf die 12. Jemand, der allerdings in einer Top-40-Band spielt ist das oft sehr wohl wichtig, da er damit sowohl klare HiFi-artige Basssounds als auf einen weichen Pop-Bass oder auch moderne Rock- oder Metal-Sounds spielen kann und ohne großen Aufwand zwischen diesen wechseln kann. Wer aber beispielsweise in einer AC/DC-Coverband spielt braucht den einen Sound, sprich hier meistens einen Music Man Stingray oder Fender Jazz Bass und dazu einen Ampeg oder ähnliches und ist damit glücklich. Auch ein 5-Saiter ist hierbei nicht von Nöten. Allgemein kann man sagen, dass 5-Saiter eigentlich immer teurer sind als ihre 4-Saiter-Variante. Auch ist hierbei vor allem meist die große Kunst, dass auch die fünfte Saite sich gut ins gesamte Klangbild einfügt und nicht überbetont ist oder zu kurz kommt. Deswegen kann man auch nicht automatisch von der 4- auf die 5-Saiter Variante schließen, was den Sound betrifft, da z.B. der notwenige dickere Hals die Klangeigenschaften sehr verändern kann. Man sollte sich aber auch nicht von Haus aus in eine Nische zwängen lassen, so nach dem Prinzip: "Du spielst Rock, also brauchst du einen Fender/ Gibson/ Music Man!". Du spielst in einer Death-Metal-Band und fühlst dich auf einem Frettless Bass pudelwohl und der Sound gefällt dir? Wenn es sich im Mix gut anhört und nicht zu anderen Problem führt, was spricht dagegen? Es bleibt also wieder das alte Sprichwort: Probieren geht über studieren. Aber auch offen für neue Ideen sein und sich nicht in eine Richtung zu verrennen, ist sehr hilfreich. Ansonsten würden wir ja immer noch mit dem Kontrabass spielen, wenn nicht neue Wege beschritten worden wären ;) In diesem Sinne: Stay cool and Rock'n'Roll!

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